Henning Krumrey

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Berliner von Geburt, politischer Mensch aus Leidenschaft

Angefangen hat alles mit meinem Politik-Leistungskurs – bei einem phantastischen Lehrer. Ein Semester nur Weimarer Republik, ein Semester Nazi-Zeit: Das genügte, um mich zu prägen: Nie wieder Diktatur, Demokratie muss wehrhaft sein und braucht uns Bürger als alltägliche Verbündete.

Angefangen hat alles mit meinem Politik-Leistungskurs – bei einem phantastischen Lehrer. Ein Semester nur Weimarer Republik, ein Semester Nazi-Zeit: Das genügte, um mich zu prägen: Nie wieder Diktatur, Demokratie muss wehrhaft sein und braucht uns Bürger als alltägliche Verbündete. Bald kam der Berufswunsch hinzu: Journalist – nicht als Weltverbesserer, sondern um die Menschen mit jenen Informationen auszustatten, die es ihnen ermöglichen, als mündige Bürger ihre Wahlentscheidung zu treffen.

Für meine Berufswahl wurde ich reich belohnt: Ich durfte ständig neue Menschen kennenlernen, „Normalbürger“ und „Spitzenpolitiker“; ich konnte Einblicke in viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche gewinnen, im In- und Ausland.

Dem besagten Leistungskurs folgte ein Studium der Volkswirtschaft und Politik am Otto-Suhr-Institut (OSI) der FU und an der Universität zu Köln. Für die Diplomarbeit über die europäische Technologiepolitik habe ich ein halbes Jahr in der entsprechenden Generaldirektion der EU-Kommission in Brüssel gearbeitet. Die Faszination des europäischen Einigungs- und Friedensprojektes wurde dabei genauso bestätigt wie manches (Vor-)Urteil über die EU-Bürokratie.

Parallel zum Studium habe ich eine Ausbildung an der Kölner Journalistenschule absolviert. Am Ende eines Praktikums bei der WirtschaftsWoche vereinbarten der damalige Chefredakteur und ich per Handschlag, dass ich nach Abschluss des Studiums dort an Bord gehe. So haben wir es dann auch gemacht.

Im Frühjahr 1989 war ich am Ziel meiner Träume: die Bundespolitik aus der Nähe beobachten. Parteien und Parlament, Regierungshandeln und Interessenverbände – das Mit- und Gegeneinander fasziniert mich bis heute. Wer verfolgt welches Ziel warum und mit welchen Mitteln – dem nachzuspüren, die Beweggründe und Mechanismen zu verstehen und dem Bürger offenzulegen, ist für mich die zentrale Aufgabe des Politikjournalismus.

 

Henning Krumrey beim Bergsteigen

Die Deutsche Einheit – das politisch Schönste, was ich als Journalist erlebt habe und als Deutscher erleben konnte. Als geborener „Frontstädter“ hatte ich immer daran geglaubt: Die deutsche Teilung ist so widernatürlich, Du wirst die Mauer fallen sehen. Allerdings hatte ich eher mit dem Jahr 2030 gerechnet. Dies journalistisch zu begleiten, war faszinierend – von den Montagsdemonstrationen über die Verhandlungen für den Einigungsvertrag bis zu Reportagen über den Wandel der DDR-Wirtschaft. Noch Jahre später lief mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich durch das Brandenburger Tor ging.

1992 erreichte mich ein Anruf aus München – Helmut Markwort warb mich ab für die Gründungsmannschaft des FOCUS. Mir war klar: Wenn Verleger Hubert Burda mit dem dort geplanten Einsatz den Aufbau eines zweiten Nachrichtenmagazins nicht schafft, dann klappt es nie mehr. Das hat mich gereizt, erst als Bonner Korrespondent und später als Leiter der Parlamentsredaktion in Bonn und Berlin. Mit Ausnahme des Innenministeriums gibt es kein Ressort, das ich nicht zumindest eine Zeit lang betreut habe.

Die Eurokrise ab 2009 erlebte ich als Stellvertretender Chefredakteur der WirtschaftsWoche – nach 16 FOCUS-Jahren. Die soziale Marktwirtschaft war seit jeher der Maßstab, an dem ich das wirtschaftspolitische Geschehen gemessen habe – und natürlich an den selbst gesetzten Zielen der Akteure. Freiheit, Wettbewerb und soziale Absicherung insbesondere für diejenigen, die nicht (genug) für sich selbst sorgen können – das alles gehört zusammen.

Viele Politiker und Politikerinnen habe ich aus der Nähe beobachten können, viele Arbeitnehmerinnen und Unternehmer habe ich kennengelernt, Gewerkschaftsführer und Verbandsfunktionärinnen. Zwei Erkenntnisse habe ich in all den Jahren gewonnen: Unser Spitzenpersonal ist, gerade im Vergleich zu vielen anderen Ländern, bodenständig und solide. Es sind auch nur Menschen. Jede und jeder hat seine/ihre Stärken – sonst wären sie nicht so weit gekommen; und alle haben aber auch ihre Schwächen. Schon deshalb hat es niemand geschafft, mein politisches Vorbild zu werden.

Rund 25 Jahre lang habe ich die FDP intensiv und aus der Nähe beobachtet. Höchstes Lob des damaligen Parteivorsitzenden Klaus Kinkel, der sich über Recherche und Analyse gleichermaßen geärgert hatte: „Sie sind ein Drecksack – aber Sie haben Recht, leider!“ Und ich habe dabei die Freien Demokraten schätzen gelernt. Nach dem - zumindest vorübergehenden (?) - Abschied von der journalistischen Arbeit bin ich 2016 in die FDP eingetreten.

Damals bot sich mir die Gelegenheit, Medien und Politik aus einem anderen Blickwinkel zu erleben – als Leiter der Abteilung Unternehmenskommunikation und politische Beziehungen bei der ALBA Group, einem klassischen Familienunternehmen der Recyclingwirtschaft. Plötzlich war ich nicht mehr Subjekt, sondern für das Unternehmen Objekt der Berichterstattung. Und auch Interessenvertreter gegenüber Ministerien, Behörden, Abgeordneten. Auch hier erlebte ich, was ich als Journalist erfahren habe: Offenheit, Verschwiegenheit und Fairness sind eine gute Basis.

Und sonst so?

Allzu viel Freizeit blieb und bleibt bei all dem nicht. An erster Stelle steht dann inzwischen die Familie (das war leider in den ersten Jahren der Karriere nicht immer so). Wenn dann noch Zeit bleibt, kommen Volleyballspielen (wenigstens noch Bezirksklasse), Joggen und Bergwandern ins Visier. Körperlich anstrengend soll es dann schon sein – vom Halbmarathon in Berlin und anderswo bis zu einer Alpenüberquerung von München nach Belluno.

Ziel setzen – anstrengen – durchhalten – Ziel erreichen. Mit Vernunft und Leidenschaft.

Herr und Frau Krumrey auf einer Hängebrücke über einem tiefen Tal